Freunde machen Kunst - Kunst macht Freude

 

Plangger Klaus

Klaus Plangger
geb. am 05.12.1952 in Brixen i. Thale
wohnhaft in Breitenbach a. Inn
leitet seit etlichen Jahren die Schreibwerkstatt Breitenbach
ist vertreten in mehreren Anthologien
liebt und schreibt Lyrik, Kurzprosa, Prosa
die Themen gibt der Alltag, oder seine ausufernde Phantasie

BAUSTELLENLYRIK

Hochgezogen die Brauen - Im frühen Licht fängt mein Blick
Die aschgraue Fassade - Verwittert der Putz
Darunter blassroter Stein - Weißbehelmt starrt der Polier
Träumt von Stille - Kreischend singt eine Säge
Ein Stück Holz poltert zu Boden - Am alten Asphalt glitzern Späne
In Lachen von gestern - Himmelsschleusen öffnen sich
Nordkettensturm erfasst meinen Container - Die Tür schlägt zu
Trennt meine Welt von draußen

Bring uns die Liebe

Böses ist unbezwingbar - Tränen dringen durch Mauern
Schreie verhallen - Vergeblich suchen Menschen
In kalten Augen Zärtlichkeit - Komm Hoffnung
Nimm mir die Schwermut - Stärke meine Seele
Dunkelheit der Nacht - Weite Kreise ziehst du
Bis an mein Schlupfloch - Kletterst du bedächtig
Wonnige Träume - Sind deine Gefährten
Schläfrig springt Bedeutung ums Gestein - Ein neuer Morgen bricht an
Der erste Hahnenschrei - Komm neuer Tag und
Schnür mir den Augenblick

Eulenfeder

Zahmes erwacht - Will anders sein
Brüllt, droht - Schießt hervor, als ein Geysir
Wetzt seine Krallen - Wie ein Tier
Will schreiten, will Frau sein - Blaue Blüten tragen
Rote Lippen, rote Haare - Plötzlich, windgebauscht
Eine Eulenfeder - Wild wirbelnd und sprungbereit
Lauert sie hinter Büschen - Glüht zwischen Zweigen
Ein Windstoss - Fort ist Eulenfeder
Und Wildes in mir

HORIZONT

Die Sonne steht tief
Wirft meinen Schatten auf die Straße
Vierzigtonner überrollen ihn
Ich fliehe
Jennifer wartet
Wir treffen uns im Beisel
Wir küssen uns
Ihre Augen blitzen
Sind mir ein Wetterleuchten am Horizont

KINDERHÖLLEN

Worüber man nicht sprechen kann
Darüber muss man schweigen
Sagen die Täter
Nie wurden Mädchen ausgebeutet
Nie vergewaltigt in Heimen
Auch keine kleinen Buben
All diese Undankbaren
Die nicht mehr schweigen wollen
Und alte Wunden aufbrechen lassen
Noch vierzig Jahre später Tränen
Salzig bittere Tränen weinen
Und hoffen dass…
Doch das Land ist zu heilig, zu rein
Als dass…
Nun endlich keimt ein Funke Hoffnung

Stimmungsbilder

Wer deutet mir die Zeit?
Ein Bigamist leidet unter Trennungsschmerz, hüllt seine Sklavinnen in Chiffon
und bezichtigt Biedermann des Beischlafs. Barden und Banausen lassen Winterwinde, verfallen in Agonie und erfrieren, ihre Freunde erstarren unterm Baldachin. Draußen im Wald, lädt Windwurf Käfer und Würmer höflich zum Dinner. Im Studio blecken Blonde Zähne, kauen an Nägeln und an nicht vorhandener Größe. Dirnen rennen mit nackten Ärschen durchs Leben. Blasphemie, rufen Betschwestern, Blasphemie. Es riecht nach nassem Hundefurz, diabolisch grinst das Ferkel.
Eine Sumpfschnepfe schlürft Apathie, ein Blesshuhn onaniert. Nie beginnt ein Tag, wie der vorhergehende, nie grüßt das Murmeltier. Achilles sucht seine Marie,
doch auch die will schuften und schwitzen und schreien, will denunzieren und wie die Betschwestern, Blasphemie, Blasphemie, rufen. Schielend sieht sie Adonis, dumm wie Bohnenstroh, liegt er unter Birken und wartet auf Fallobst.
Eine verschleppte Bronchitis nützt einen unbeobachteten Augenblick zur Flucht.
Ein bigottes Suppenhuhn und ein desertierter Broiler schnüffeln lüstern anal, amüsieren sich, lassen Dampf ab. Alle sind offen und bereit, Neues zuprobieren, zeigen Ambitionen, sind authentisch, schlürfen Bouillon, marschieren auf Brandsohlen, schaffen sich ein Ambiente.